Community Ride-Abgekürzt
270 Km und 7.000 Höhenmeter, das sind die Eckdaten des Schwarzwald Super Radmarathons, der alljährlich, meist im August ausgetragen wird. Die Route von 2019 sollte die Basis für meinen Community Ride sein. Nachdem ich Anfang des Jahres 10 Startplätze veröffentlicht hatte, fanden sich tatsächlich am vergangen Samstag acht Fahrer zusammen, die den Tag mit mir auf dem Rad verbringen wollten. Normalerweise nutze ich solche langen, ereignisreichen Radaktivitäten für ausschweifende Blogbeiträge, es sei entschuldigt, dass ich diesmal etwas abkürze. Ich bin nämlich schon wieder am Packen und auf dem Sprung fürs nächste Event, dem ersten 24h Rennen dieses Jahr.
Am Freitag ist Anreisetag. Die Teilnehmer, angereist aus Freudenstadt, Aschaffenburg und sonstigen nördlicheren Gefilden, müssen auf der A5 schon tief ins Laktat, um den dortigen Stau zu ertragen.
Am Vorabend bringt sich die bunte Truppe aus Ultrafahrern, EX-Teamkollegen und Vereinsmitgliedern bei Pizza, Pasta und Amore in Stimmung für´s morgigen Arschgemetzel.
Samstag 4 Uhr – der Wecker klingelt. Ich schleppe mich aus dem Bett, Arschbombe in den Haferflockenshake und die Gesäßcreme runter gewürgt, oder andersherum. Noch im Halbschlaf, aber nach rekordverdächtigen 30 Minuten, schaffe ich es am Treffpunkt zu stehen.
Das Betreuerteam aus Nadine und Flo ist vollständig, das Begleitfahrzeug gepackt und pünktlich um 5 Uhr starten wir, wie geplant, unseren Ride.
Es ist noch dunkel, dafür hat es dankbare 12 Grad, die Straßen noch feucht wie Kim Cattrall von Sex and the City. Aber wir sind motiviert und wenige Minuten später, nachdem ein Reh, wahrscheinlich noch volltrunken vom nächtlichen Diskobesuch unsere Straße kreuzt, auch alle hellwach.
Nach wenigen Kilometern biegen wir in den ersten Anstieg. Wir klettern in Dunkelheit durch die Nebelbank und erleben den ersten epischen Moment beim farbenfrohen Sonnenaufgang.
Nachdem wir den ersten Verpflegungsstopp hinter uns gebracht haben, führt uns die Route zu sämtlichen Hotspots des Schwarzwaldes: Schluchsee, Titisee, Kirchzarten, Zastlertal in Richtung Kandel. Es hatte die ganze Woche geregnet, aber heute meint es Petrus gut mit uns und in einem Mix aus wärmender Sonne, Nebelbänken, kühlen Abfahrten und hitzigen Aufstiegen, genießen wir den Tag. Arno, unser Senior, fährt stur sein eigenes Tempo und stört sich nicht daran, den ganzen Tag Solo zu verbringen. Er fährt permanent einige Minuten hinter uns und kämpft sich allein durch den Wind und die Anstiege hinauf.
Unverhofft viele Pausen verschafft uns Tobi, der auf der gesamten Tour gleich drei Reifenschäden ertragen muss. Hätte er doch wie ich auch den Wolfpack Road Race II in 26mm Breite für 39.99€ (HIER KÖNNTE IHRE WERBUNG STEHEN) aufgezogen, wäre es ihm eventuell erspart geblieben. Ausgiebigen Dank an der Stelle, dass du Tobi das ganze Defektpech an diesem Tag auf dich genommen hast.
Die folgenden Stunden verbringen wir damit, die Berge zu erklimmen, uns anständig zu verpflegen und keinen bei seiner Morgentoilette im Wald zurück zu lassen.
Etwas schwierig wird die Situation ab Waldkirch. Denn dort werden wir durch eine Wegsperrung des Kandels überrascht. Während uns hier nun 1.000 Höhenmeter unterschlagen werden und ich unsere Route umplanen muss, kratzte sich Christian die Hundekacke vom Schuh, in welche er gerade getreten ist und Tobias schickt aus tiefster Dankbarkeit Stoßgebete in den Himmel, dass ihm dieser Kandel erspart bleibt. Es ist nicht der gleiche, noch nicht mal derselbe Tobias, wie der mit dem Defektpech. Wir haben nämlich zwei Tobias dabei, wobei sich hierbei die zentrale Frage stellt: Was ist die Mehrzahl von Tobias? Sind das Tobiase? Tobiasisses? Naja egal ich fürchte wir schweifen vom Thema ab.
Mit weniger Höhenmetern und deutlich weniger Kacke am Schuh umfahren wir den Kandel über Glottertal und vergewaltigen uns an den letzten verbleibenden Anstiegen. Arno, der die letzten neun Stunden völlig unbehelligt und abgehängt hinter uns hing, hat plötzlich den Tiger im Tank. Mit seinem 20 Jahre alten Rennrad und Aerohaltung knattert er den letzten Anstieg hinauf und lässt uns stehen wie ich damals die Dicke am Tresen beim nächtlichen Diskobesuch.
Unterschätze nie einen alten Mann mit einem Fahrrad!
Wahrscheinlich hat er das Bier gerochen, welches unsere Betreuer zwischenzeitlich beschafft und liebevoll am Ende des letzten Anstiegs für uns bereitgestellt haben.
Wir feiern gemeinsam das Ende der Berge und ballern das Wiesental hinab, um unsere verkürzte Runde nach 250Km und 5000Hm zu beenden.
Was bleibt ist ein toller, unaufgeregter Tag auf dem Rad, ein etwas unvollendeter Schwarzwald Super, aber ein gelungener Community Ride.
Danke an alle Teilnehmer dieser Ausfahrt.
Großen Dank an Nadine und Flo für ihre herausragenden Betreuung.
Danke an Christian von der Firma Pro-cyCL für die Bereitstellung des Betreuungsfahrzeuges und natürlich erneut großer Dank an alle Fahrerfrauen inklusive meiner Pamela für den Verzicht auf Ihren Ehegatten.
Happy ride
Euer
Daniel