Become a Pro
AllgemeinRace & Tour

HegauBikeMarathon-letztes Rennen

Im Rahmen des Hegau Bike Marathon fand letztes Wochenende die deutsche Meisterschaft im Marathon statt. Während ich in der Vergangenheit immer auf der 49 bzw. 80 Kilometerstrecke unterwegs war, blieb ich meinem Herbstmotto der Kurdistanz treu und knechtete mich ein letztes Mal auf dem 31 Kilometer Parcour.

Scheibenkratzen am Renntag ist ein unschönes Vorzeichen und als ich rund 2 Stunden später in Singen eintreffe, hat´s nur 4 Grad. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich mir beim Warmfahren jemals n dicken Hoody, Wollmütze und eine lange Hose übergestreift habe. Begleitet von der weiblichen Existenzfrage „Was ziehe ich an“ steh ich dann um 11 Uhr im Merinowollunterhemd und langen Kompressionssocks im Startblock, um den einstelligen Temperaturen Herr zu werden.

Startblock mit Sascha

Das Rennen ist dann tatsächlich recht schnell und unspektakulär erzählt. 10.05 Uhr Startschuss, die Führungsgruppe inklusive mir hetzt dem Führungsmotorrad hinterher, ballert danach mit nem 40er am Kanal entlang, um sich dann im ersten Asphaltanstieg komplett zu zerbröseln.

Ich lasse gefühlt 20 Fahrer ziehen und schaffe gerade auf der Anhöhe noch den Sprung in eine 3-Mann Gruppe. Hinter mir hat sich noch Lui (mein Mitstreiter aus Furtwangen) angehängt. Von da an werden wir nur noch von den E-Bikern überholt. Ein Dame echauffiert sich, dass sie in den Abfahrten von unserer Gruppe überwalzt wird und dann verkehrsbedingt in den Ansteigen nicht gemütlich vorbei ziehen kann. Doch die Gruppe mag nicht so recht laufen, zwei Fahrer nehmen immer Tempo raus, um auf jemanden zu warten. Ich fahre weiter Tempo, um mit geringem Vorsprung zu sehen, wie die Gruppe inklusive Lui wieder Tempo fährt um mich zu holen. Das mache ich 3-mal so, bis es mir so auf den Sack geht, dass ich plötzlich komplett aufhöre zu treten, mich einholen lasse und jetzt nur noch in der Gruppe sitze. Wenn keiner mit mir mitfährt, mache ich nun auch nix mehr entscheide ich zunächst frustriert.

Wie wichtig und richtig diese Entscheidung war, wird sich auf den nächsten Kilometern zeigen. In der Gruppe bolzt nur einer Tempo und ich bin froh dabei zu sein. Nach meiner starken Startphase fällt es mir teilweise immer schwerer das Tempo zu halten und ich bin froh die Jungs um mich zu haben.

Immer wieder wird gewartet, immer wieder bolzt einer Tempo. Im Wind, in den Anstiegen, in den Trails. Irgendwann fahre ich im Anstieg zum Ersten auf und quatsche ihn an: „Hey klasse Rennen, du fährst super stark, was seid ihr für ne Altersklasse?“ Er offenbart mir, dass sie zu dritt in der Teamwertung starten, deshalb wird immer mal gewartet und dann gemeinsam wieder Tempo gebolzt. Weder in der Altersklasse, noch Gesamtwertung sind wir Kontrahenten. Besser könnte es für mich nicht laufen. Ich müsste nur immer unter den ersten dreien in dieser Gruppe bleiben und es wird quasi immer auf mich gewartet, um anschließend Tempo zu bolzen. So lasse ich mich durchs Rennen tragen ohne selbst die Nase in den Wind zu strecken und keiner ist mir böse. Lui kämpft immer etwas um den Anschluss, ist aber zur Stelle als wir an den letzten Anstiegen im Rennen einen Kontrahenten von vorne auffahren. Ich hab seit der Startphase keinen Meter mehr geführt, wir sind aber alle am Anschlag und ich konzertiere mich drauf irgendwie nun noch Lui und unseren neuen Mitstreiter loszuwerden. Da die zwei sich aber im Matschloch der letzten Trailabfahrt selbst zerlegen, lasse ich mich vom 3er Team ins Ziel eskortieren. Ich warne die Jungs noch vor einer rutschigen Kurve kurz vor dem Ziel, weil ich will, dass wir alle heile durchkommen und beteilige mich anschließend nicht beim Zielsprint. Die Jungs haben Tempo gemacht und das gehört sich nicht. Ich richte mein Trikot und rolle gemütlich über den Zielstrich zum Bratwurststand.

Sprintfrei ins Ziel

Ich suche die 3 Jungs und bedanke mich für´s Rennen, warte noch auf Lui und Freund Sascha. Viele sind noch nicht hier, wundere ich mich, obwohl ich doch so viele am ersten Berg hab ziehen lassen?

Podium

Ich zücke mein Handy und sehe schon die ersten Nachrichten von Pamela, die das Rennen wieder komplett mitverfolgt und analysiert hat. Laut ihrem Screenshot bin ich auf Platz 8, aber nicht in der Altersklasse sondern Overall. Lediglich 7 Fahrer sind vor mir rein gekommen, davon jedoch keiner in der Masters 2 Klasse, was somit Platz 1 für mich bedeutet. Wen ich da am ersten Berg vor mir gesehen habe, weiß ich bis jetzt nicht, E-Biker, Graveler, keine Ahnung.

Toller Saisonabschluss

Wahnsinn welch ein Abschluss! Nach 2mal Podium am vergangen Wochenende nun der Sieg im letzten Rennen. Der Herbst könnte eigentlich so weiter gehen, aber ich muss dringend in die Offseason, weil ich schon im Mai 2022 wieder in Topform sein muss.

Happy ride

Euer Daniel