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Rotierende Masse und Ultracyling-Was kann 2,4“

Wenn sich Lycrahelden über Laufräder und Reifen unterhalten, werden selbige immer auf den selben Nenner kommen.

  1. leicht muss es sein
  2. leicht muss es sein
  3. leicht muss es sein

So war das Thema eigentlich schnell gegessen, doch neuerdings fahren Nino und Co plötzlich breite 2.4“ Schlappen, montiert auf Felgen mit 30mm Maulweite. Was früher den Enduro- und Trailfahrern vorbehalten war, macht plötzlich die XC Piloten schnell?

Ich hatte letztes Jahr viel Zeit zum Testen, habe 2,2“ Reifen und 2,4“ Reifen im Vergleich gefahren, vieles war gut aber nicht alles was auf „1-Stunde XC Rennen funktioniert“, möchte ich im Ultracycling fahren. Seitdem ich öfters „einen Tag“ im Sattel verbringe ist nämlich „leicht muss es sein“ im Ranking deutlich abgerutscht.

Vor jedem Rennstart zieht das „Worstcase-Szenario“ an mir vorbei. Ich sitze seit über 10h im Sattel, Rücken und Hände schmerzen. Es ist stockdunkel und kalt im Wald, ich bin müde und plötzlich macht´s „zisch“. Nun stehe ich da und soll mit Stirnlampe einen Reifendefekt flicken, oder meine Runde zu Ende laufen, um im Fahrerlager das Laufrad zu wechseln?

Früher konnte ich damit leben in einer Rennsaison von ein Dutzend Marathons auch mal eines mit nem Reifendefekt zu opfern, weshalb ich da oft auf 500g Pellen unterwegs war. Wer aber nur 2-3 Ultrarennen im Jahr fährt und sich dabei total verausgabt, dann geht Haltbarkeit über alles. Somit lautete mein Ranking

  1. Haltbar muss es sein (bei >80KG Fahrergewicht)

Rundkurs, mehrere hundert Fahrer und 24 Stunden to go

Jeder, der schon mal ein Rundstreckenrennen, egal wie lange gefahren ist, hat es schon erlebt. Die Strecke lebt und verändert sich in kurzer Zeit. Die Schotterpassagen werden immer schneller, weil sich die Spur durch die Vielzahl an Fahrern schnell sauber fährt, während die Trail- und Bremspassagen immer schwieriger und zerfurchter werden. In Summe wird aber bei einem 24h Rennen die Strecke eher schlechter. In Kombination mit der Dunkelheit und Müdigkeit, sowie möglichen Wetterumschwüngen gilt also bei der Reifenwahl „weg vom Spezialist—hin zum Allrounder“

Bei Rundstreckenrennen kan sich der Kurs innerhalb weniger Stunden startk verändern

Ein mahnendes Beispiel ist hier das 24h Rennen im Olympiapark von 2019 zu erwähnen. Eine Strecke größtenteils auf Asphalt, der längste Anstieg auf Kopfsteinpflaster, punktuell mal eine Graspassage. Idealerweise startet man hier mit einem schmal bereiften Gravelbike oder Semislickbereifung mit hohem Luftdruck am MTB. Doch wehe es beginnt zu regnen im Olympiapark. Die Wiesenpassagen waren durch die zahlreichen Teilnehmer in kürzester Zeit so zerfurcht, dass man sie kaum noch fahrend bewältigen konnte. Wer dann mit seinen zugematschten Reifen auf dem nassen Kopfsteinpflaster wieder Zeit gutmachen wollte, dem drohte ein schneller Abflug. Die schnellste Reifenkombi wurde binnen kurzer Zeit zur schlechtesten Wahl. Somit muss mir meine Spezifikation deutliche Reserven bieten und mir nicht zwingend die schnellste Rundenzeit ermöglichen, sondern mich möglichst lange auf dem Kurs halten und möglichst vielseitig funktionieren.

  1. Haltbar muss es sein (bei >80KG Fahrergewicht)
  2. Vielseitig funktionieren

Erst jetzt wo ich das Gefühl habe, ich bin mit haltbarem Material auf möglichst viele Gegebenheiten in den kommenden 24h gerüstet darf das Material auch leicht sein.

  1. Haltbar muss es sein (bei >80KG Fahrergewicht)
  2. Vielseitig funktionieren
  3. Leicht muss es sein

Jetzt ging ich natürlich auf die Suche, was funktioniert für mich. Minimalistisches Reifenprofil oder doch ausgeprägter Stollen für mehr Reserven? Grip erzeugt durch niedrigen Druck oder breiter Reifen? Was bringen mir breitere Felgen und welche Vorteile bringen mir 2,4“ Reifen?

die Testprobanden

Solch einen Test zu fahren ist nicht ganz einfach und nur mit mehreren Laufradsätzen und ein vielfaches an unterschiedlichen Reifen in unterschiedlichen Breiten möglich.

Mir selbst wäre das nicht möglich ohne meine treuen Partner

Radsporttechnik Müller

Newmen-Components

Wolfpack Tires

Während mir Radsportechnik Müller seinen Newmen-MRace Carbon Laufradsatz mit 25mm Maulweite bereitstellt, kommt von Newmen der SL XA 30 Laufradsatz mit 30mm Maulweite.

Wolfpack selbst hat mit dem Speed, Race und Cross drei XC Pellen im Programm, die nicht nur in den üblichen Breiten 2,2-2,25“ sondern allesamt auch in 2,4“ angeboten werden.

Drei unterschidliche XC Reifen habe ich in 2.4″ getestet

Somit konnte ich beispielsweise etliche Kilometer auf dem 2,2“ Speed auf dem Newmen-Müller Race Carbon Laufradsatz mit 25mm Maulweite abspulen und im Wechsel den Speed in 2,4“ auf dem Newmen SL XA 30 Laufradsatz mit 30mm Maulweite fahren.

Dabei war für mich selbst auch spannend, was bietet mir mehr Reserven, ein schwach profilierter XC Reifen in 2,4“ Breite oder ein stärker profilierte Reifen in 2,25“ bei nahezu identischem Reifengewicht? Reicht es sich den Allrounder nur an die Front zu packen oder sollte man sich vorne und hinten gleichermaßen absichern?

30mm Maulweite sollten es schon sein wie hier beim Newmen Laufradsatz

Nach einem Jahr Testerei sei es hier angemerkt, alle Kombinationen können was, nicht jede scheint allerdings für die Langstrecke geeignet und auch das fahrtechnische Können, sowie die persönlichen Vorlieben beim Fahrverhalten beeinflussen die Wahl erheblich. Meine Erfahrung spiegelt also lediglich „den besten Weg“ für mich in ein 24h Rennen zu gehen.

2,4“ kann was, doch es kann längst nicht jeder.

Das größte Augenmerk lag natürlich auf den 2,4“ breiten XC Reifen Speed und den 30mm breiten Newmen SL XA 30. Erfahrungen mit 2,25“ Reifen auf 25mm breiten Felgen hatte ich die letzten Jahre genug gesammelt. Diese Spezifikation war absolut neu und entsprechend vom Marketing gehyped. Hier wollte ich möglichst viele Eindrücke sammeln.

wenig Profil und dafür 2.4″ breit oder ausgepräget Stollen dafür 2.25″schmal?

Wer nun eine wissenschaftliche Abhandlung erwartet mit Zeitvergleich und Rollwiderstandswerten ist hier falsch. Bei mir geht es um das beste Gefühl und Erfahrung, Messwerte liefern euch die Magazine.

Fakt ist

Im XC werden Rennen damit gewonnen.

Eine breitere Felge ermöglicht niedrige Reifendrücke, die wiederum für mehr Grip und teilweise niedrigeren Rollwiderstand im Gelände sorgen.

auf technischcen Kursen wie beispielsweise im Jura oder den Vogesen…

Davon konnte ich mich überzeugen. Mein Reifendruck sank um nochmals 0,2 Bar gegenüber der 2,2“ Bereifung. Wer auf Schotter gerne mal im Wiegetritt fährt, oder auch mal technische Uphills meistern muss (wie in den Vogesen) wird hier deutliche Vorteile merken. Im Downhill ist die Spezifikation „breiter Reifen mit niedrigem Druck“ dann eindeutig überlegen. Das Mehrgewicht von 50-60g pro Reifen gegenüber dem schmaleren Bruder muss man akzeptieren. Ich empfand es jedoch nicht als „spürbar langsamer“

…haben 2.4″ Reifen deutliche Vorteile

Aber was bedeutet das nun für´s Ultracycling. Meiner Erfahrung nach können 2,4“ XC Reifen Vorteile bringen, wenn Reifen, Luftdruck, Felge, Bike und Terrain zusammen passt. Doch gerade hier liegt auch der größte Kritikpunkt. Heute werden selbst die neusten XC Bikes eher selten mit 30mm breiten Felgen verkauft. Wer noch immer 20-25mm Felgen hat, wird kaum einen Nutzen aus den breiten Reifen ziehen. 25mm Maulweite sind das Mindeste, um überhaupt mal eine 2,4“ Reifen zu testen, gut wird es erst bei 28-30mm Maulweite. Hinzu kommt die Tatsache, dass ältere Bikes, teilweise sogar die Neuen noch immer nicht die nötige Reifenfreiheit bieten, um die genannte Spezifikation überhaupt fahren zu können.

Für mich und mein 24h Rennen bin ich zu folgendem Schluss gekommen: Viele meiner Rennen sind technisch eher anspruchslos. Hier habe ich eher den Reifendruck erhöht, um auf Asphalt oder Hardpack den Rollwiderstand zu reduzieren. Hier sehe ich kaum eine Möglichkeit, wie eine 2,4“ Bereifung ihre Vorteile ausspielen könnten.

In sehr technischen Rennen wie Finale Ligure oder Marathons in den Vogesen, wäre das aber sicherlich ein tolle Kombination. Auf meinen Down-Country Touren im Elsass war dies immer meine bevorzugte Wahl.

Test in der Schweiz

Also zurück zur 2,25“ Bereifung aber mit welchem Profil

Beim 24h Rennen am Alfsee habe ich im Rennen einen Wechsel vom 2,2“ Speed auf 2,25“ Race mit stärkerem Profil gemacht. An den Deichpassagen und im Trail war hier der besser Saitenhalt spürbar, auf den langen Asphaltpassagen war der Reifen gefühlt nicht ganz so schnell. Der Blick auf die späteren Rundenzeiten zeigt hier jedoch keinen eindeutigen signifikanten Zeitverlust. Zwar war es am Alfsee trocken, der Wolfpack Race hätte mir aber immerhin mehr Reserven geboten, wenn ich sie gebraucht hätte.

Somit ist mein Fazit für 24h Kurse

Lieber etwas mehr Profil mit höherem Luftdruck, als ein breiter, schwach profilierter Reifen mit niedrigem Reifendruck.

Auch wenn ich nun die Erkenntnis gewonnen hatte, das der Race an der Front viele Reserven hat und ich nicht messbar langsamer bin, so startet ich bei allen nachfolgenden Rennen trotzdem wieder mit dem Speed. Die Wetterprognose war hier immer eindeutig und ich finishte alle Rennen, jedoch mit der Erkenntnis, einen zweiten Laufradsatz im Fahrerlager zu haben. Und so kristallisierte nach mehreren Rennen und dem vergangenen Testjahr folgende Spezifikation(en) heraus:

Solange die Strecke größtenteils über Forst-, Wiesen- oder Asphaltpassagen führt, werde ich bei stabiler Wetterlage weiterhin völlig oldschool auf 25mm breite Felgen und mit dem schwächer profiliertem 2,2“ Wolfpack Speed unterwegs sein.

2.25″ Speed auf 25mm Maulweite= Renntrimm

Der Wolfpack Race bietet mir in 2.25“ genügend Reserven, dieser wird jedoch zukünftig von der 30mm breiten Newmen Felge profitieren. Somit habe ich nun die Möglichkeit bei unsicherer Wetterlage gleich auf Wolfpack Race/Race mit entsprechend niedrigerem Luftdruck dank breiter Felge zu starten oder ihn lediglich als Ergänzung zum Speed an der Front zu montieren. Hinzu kommt, dass dieser Laufradsatz zusätzlich mit der standfesteren Dächle HD Bremsscheibe ausgestattet ist und mir wenn nötig auch noch entsprechende Reserven beim Bremsen bietet.

Der 2.25″ Race auf 30mm Maulweite kommt auf anspruchsvollen Kursen zum Einsatz

Die 2,4“ Varianten, sowie der 2,25“ Cross und der 2,4“ Cross  haben es dann nicht auf meine Packliste für´s Rennwochenende geschafft. Diese Bereifung ist entsprechend Potent wenn das Terrain —sehr technisch – oder die Jahreszeit —öfters nass— gegeben ist.

Happy ride

euer

Daniel