m(k)eine Rennsaison-Daniel als Bergziege
Teampräsentation abgesagt, Rennen abgesagt, Trail Wochenende abgesagt und Bikepark geschlossen. Das bisherige Jahr bietet wenig Bikestoff für einen Blogbeitrag. Es ist frustrierend, aber immerhin geht es ja allen gleich.
Das ist natürlich Bull Shit, denn es geht nicht allen gleich. Manchen Menschen geht es schlecht, manchen sehr schlecht und manche sind gesund.
Selbst wenn man nicht gerade um die Gesundheit ringt, gibt es auch hier eine erhebliche Differenz, wie jeder diese Krise bewältigen muss. Manch einer (wie ich) sitzt nun im Homeoffice, hat das Privileg sich in dieser Zeit um Familie und seine eigene Gesundheit zu kümmern und überhaupt kein Problem damit Sport, Familie und Job in Einklang zu bringen. Derweilen gelingt das sogar besser, als wenn man täglich zu vorgeschrieben Zeiten zur Arbeitsstätte pilgern muss. Bei andern, waren die Arbeitsbedingungen schon vor Corona scheiße und nun müssen Zusatzschichten geschoben werden. Zeit für Gesundheit bleibt wenig, Frustpotenzial hoch, Entlohnung niedrig. Aber diese Menschen sind systemrelevant und welch ein Wunder gehören die Handpuppen, genannt Politiker und die Manager, wie ich einer bin nicht dazu.
Naja, immerhin klatscht man sich für unsere „Helden“ jetzt abends die Finger wund, aber das soll´s dann auch gewesen sein. Mal schauen wer sich von den Laktatklatschern bei der nächsten Wahl noch an diese Leistung erinnert und mit seinem Kreuz für die richtige Partei auf dem Wahlzettel genau diese “Helden“ stärkt.
Nein, es geht nicht allen gleich, alle haben´s schwer, die einen mehr die andern weniger. Die einen dürfen nicht zu Hause bleiben, andere können zu Hause bleiben und manch einer muss zu Hause bleiben und um seine Existenz fürchten.
Doch auch bei mir macht sich Frust breit und das obwohl es mir eigentlich gut geht. Genau deshalb schreibe ich nun diesen Blogbeitrag. Nein, es geht nicht darum mich auszukotzen oder mit der verbalen Keule um mich zu schlagen. Der Frust kommt nämlich woanders her: Bei mir ist es nämlich nicht die Quarantäne, die Beschränkungen oder die geplatzte Rennsaison. Mein Frust keimt aus unzähligen falschen Pressemitteilung, widersprüchlichen politischen Entscheidungen, fragwürdigen Debatten und einer Stimmung, die ich selbst so nicht mehr ertrage.
Mit diesem Blogbeitrag kümmere ich nämlich um meine Gesundheit – nicht um meine physische sondern um die Psychische. Ich möchte mich von dem ganzen Rotz abwenden und mich wieder dem widmen was mir Freude macht. Ein Ziel vor Augen haben, für etwas brennen, mich in einen Tunnel der Fokussierung und Motivation stürzen und vielleicht kann ich mit diesem Beitrag den ein oder andern Leser mitreißen.
Nun ist es im Hagel der Rennabsagen ja nicht gerade einfach sich entsprechend auf ein sportliches Ziel zu konzentrieren, aber es gibt dann doch die ein oder andere Ultracycling Challenge, die man auch ohne Startnummer am Lenker bewältigen kann. Diese hatte ich glücklicherweise schon 2019 geplant und möchte sie euch gerne vorstellen.
1.Ultracycling Challenge Belchen³ made by Hirschsprung
Diese Challenge kann man leider nur bei uns im Dreilandereck Frankreich, Schweiz und Deutschland bewältigen. Es geht darum in jedem dieser Länder einen bestimmten Berg der sogenannte Belchen (Grand Ballon, Belchenflue und Belchen) mit dem Rad zu erklimmen und zwar alle 3 an einem Tag. Man nehme also eine Distanz eines Rad Klassikers wie Mailand San Remo und packe die Höhenmeter einer Tour de France Alpen Etappe mit rein und man erhält eine Ultracycling Challenge für die man sich gerne mal 15 Stunden schinden darf. Ich selbst habe schon alles organisiert, Begleitfahrzeug, Betreuer und eine Streckenführung von meinen zu Hause aus. Nur leider ist es aktuell nicht möglich, grenzübergreifend Rad zu fahren. Meine französischen Teamkollegen dürfen sogar nur für eine Stunde am Tag aus dem Haus und müssen im Aktionsradius von 1 Kilometer ums Haus herum auffindbar sein. An Radsport ist dort gar nicht zu denken, aber wenn die Situation sich entspannt, stehe ich in den Startlöchern.
Wer nicht die Möglichkeit hat sich hier im Schwarzwald selbst zu organisieren, der sollte mal bei Hirschsprung vorbei schauen, die hier ein super Paket bieten, alles organisieren und euch betreuen.
2.Ultracycling Challenge Everesting
Unabhängig vom Wohnort kann das jeder machen und auch ich habe dies als mein nächstes Ziel eingelogt. Erklärt ist es ganz schnell: Man suche sich einen Berg und fahre diesen so lange hoch bis man die 8.848 Meter des Everests erreicht hat. Regeln gibt es wenig, man muss lediglich immer den selben Berg erklimmen, darf keine Schlafpause machen, nicht schieben und das ganze entsprechend auf Strava aufzeichen. If it´s not on Strava it didn´t happen!
So machte ich mich also an die Planung und Vorbereitung für mein Everesting, welches ich in rund 3 Wochen fahren möchte. Dazu fand ich zahlreiche Videos von Rennradfahren auf Youtube, wie sie ihr Everesting bewältigt haben….ähm stopp mal. Gäbe es tatsächlich eine Straße auf den Everest wäre diese sicherlich nicht asphaltiert. Ein echtes Everesting muss also mit dem MTB gefahren werden. Dazu fand ich folgendes unterhaltsames Video:
So suchte ich mir also einen passenden Berg der nach den Regeln des Everestings zulässig war (kein Rundkurs, keine Halfpipe Steigung).
Mein gewählter Berg ist ca 1,3 Kilometer lang und hat 157 Höhenmeter. Somit muss ich diesen Berg 57x besteigen. Dabei brauche ich ca 15Minuten, 13 Minuten im Uphill, 2 Minuten im Downhill.
Macht fürs Everesting 12,5 Stunden Fahrzeit hoch und 2 Stunden runter. Mit meinen 83Kg bin ich wahrlich keine Bergziege; das wird ne echt harte Nuss für mich.
So habe ich also meine Tunnel für die kommenden Wochen gefunden. Schön wenn ihr mich dabei begleitet oder sogar weitere Vorschläge für eure ganz persönlichen Ultracycling Challenges habt.
Bleibt gesund
Happy ride
Daniel