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Trickstuff C21 Flat Mount – geile Bremsen nun auch fürs Road-, Gravel- und Cyclocrossbike

Während einige noch über die Sinnhaftigkeit von Scheibenbremsen am Rennrad diskutieren, macht Trickstuff nun auch im „Road“ Bereich da weiter, wo sie mit der bekannten Piccola und Direttissima im Gelände aufgehört haben. Mit dem  bewährten C21 Bremssattel möchte das kleine Unternehmen aus Freiburg nun auch im Road-, Gravel- und Cyclocross-Sektor neue Maßstäbe in Sachen Gewicht, Bremsperformance und natürlich Optik setzen. Voraussetzung dafür ist, den C21 Bremssattel mit dem neuen Flatmount-Montagestandard anzubieten. Dieser hat sich mittlerweile bei den neuen Disc-Rennrädern und Gravelbikes etabliert.

Was man für solch ein Upgrade benötigt, was man beachten sollte und ob es sich tatsächlich lohnt, habe ich in folgendem Beitrag für euch aufgearbeitet:

 

Der C21 Bremssattel

Wie oben schon erwähnt, gibt es den C21 Bremssattel nun auch als Flatmount Montagestandard. Hier ist nun völlig egal, ob ihr Sram, Campagnolo oder Shimano Schalt-Bremshebel an eurem Rad installiert habt. Es wird nur der Bremssattel gewechselt. Wichtig ist dabei, die passenden Dichtungen bei der Bestellung auszuwählen, da bei  DOT- und Mineralöl-Bremsen hier unterschiedliche Materialien verwendet werden.

Der C21 Flatmount Bremssattel

Gewicht

Lediglich 83g bringt der Bremssattel mit Belägen auf die Waage und ist somit gleich 45 g leichter als der von mir verwendete Ultegra BR-RS805 Bremssattel. Das macht für einen Bremsenpaar schon mal 90 g Gewichtsersparnis.

Optik

Wie bei Trickstuff üblich, wird der Bremssattel im Schwarzwald gefertigt und von Hand montiert. Somit ist einem das Prädikat „Fräsporn made im Schwarzwald“ gewiss. Dank 7 wählbaren Eloxalfarben wird euer Rad nicht nur technisch, sondern auch optisch aufgewertet.

Bremskraft

Der C21-Bremssattel hat gleich große Nehmerkolben wie Shimano Ultegra/Dura-Ace bzw. Campagnolo, nämlich 22 mm. Bei gleicher Scheibe und gleicher Belagssorte resultiert also die identische Bremskraft; Trickstuff bietet seinen Power-Belag ja auch für ja auch für diese Bremsen an, und die Scheiben sind eh kompatibel. Im Vergleich zu einem SRAM-Bremssattel mit seinen nur 18 mm großen (kleinen!) Kolben liegt die Bremskraft des C21 Bremssattels aber um beeindruckende 50 Prozent höher – bei exakt gleichem Gewicht!

Bremsbeläge und Scheiben

Ich selbst wiege 83Kg und habe mich für die Dächle Ultralight Scheibe mit 140mm Rotoren entschieden. Da ich mich lediglich im Mittelgebirge ohne längere Abfahrten oder stärkerem Gefälle bewege, wollte ich mich zunächst von der Standfestigkeit der leicht möglichsten Teilewahl überzeugen. Sollten sich hier die Rotoren als unterdimensioniert erweisen, hätte ich immer noch die Wahl, entweder zur massiveren Trickstuff Dächle HD Scheibe zu greifen oder 160mm Rotoren zu installieren. Klaus Liedler selbst  empfiehlt hier bei längeren, steileren Abfahrten zu 160mm Rotoren (zumindest vorne) zu greifen.

Die Dachle UL ist mit Adapter…
…gut 10g leichter als die Shimano Centerlock Disc

 

Schon im letzten Bike-Test glänzte der Trickstuff Power Belag in Kombination mit der Trickstuff Dächle Scheibe mit der höchsten Bremskraft sowie dem geringsten Fading. Obwohl organisch konnte er hier selbst Sinterbeläge in seiner Performance übertrumpfen. Die logische Konsequenz ist also, den C21 Bremssattel mit genau diesem auszustatten und dabei noch Gewicht zu sparen, denn der Power Belag ist ebenfalls leichter als der Shimano Belag mit Kühlrippen.

Das Schadensbild von schmelzenden Shimano ICE Tech Bremsscheiben ist mittlerweile bekannt, somit habe ich meine ICE Tech Scheiben beim Umbau, gleich durch die Dächle UL 140mm Rotoren getauscht. Dank hohem Härtegrad der Dächle UL erzeugt diese nicht nur einen höheren Reibwert (mehr Bremspower), sondern sorgt in diesem Fall für mehr Sicherheit! Obwohl ich zur Montage dieser nun einen zusätzlichen Centerlockadapter benötige, spart diese Kombination nochmals 20g Gewicht pro Scheibenpaar.

Montage

Ich lasse mir die Bremse gleich bei Trickstuff vor Ort installieren. Wer handwerklich etwas geschickt ist, kann dies auch selbst tun. Bremssattel im online Shop unter Angabe der gewünschten Dichtungen bestellen. Bremssattel an die Leitung schrauben, danach entlüften. Wichtig, checkt die Kompatibilität mit euren Leitungen. Bei Shimano muss hier der Typ BH90 verwendet werden!

Die Jungs von Trickstuff helfen euch da aber gerne weiter.

Ich lasse den Umbau direkt vor Ort erledigen

Testfahrt

Schon direkt nach der Montage ist klar, der C21 Bremssattel ist ein optischer Leckerbissen, der nicht nur die Bremse, sondern das ganze Rad aufwertet. Somit wird der leidenschaftliche Radliebhaber genauso begeistert sein, wie der grammfuchsende Rennfahrer, denn die Umrüstung spart etwa 110 Gramm zur Ultegra Version. Ich selbst bin voller Vorfreude, schon vor der Montage des Bremssattels habe ich mein Shimano ICE Tech Rotoren durch die Dächle UL ersetzt. Mit dem original Ultegra Bremssattel fühlt es sich auf Anhieb etwas bissiger an. Zwar war ich auch mit den Shimano Discs zufrieden, gerade bei Nässe ist dann die Dächle UL mit ihrer Bremswirkung spürbar im Vorteil.

Optisch ist der C21 ein echter Eyecatcher

Was ich an dieser Stelle noch anmerken möchte, bei meinem  Rennrad sind Centerlock Naben verbaut, was die Nutzung eines Centerlockadapter für die Dächle Disc notwendig macht. Zwar ist die Trickstuff Scheibe & Adapter immer noch leichter als eine Shimano Centerlock Disc, aber eines war bei der Installation auffällig: auch hier war es wie schon am MTB zu beobachten so, dass die Scheiben montiert auf einer 6 Loch Nabe mit perfektem, schleiffreien Planlauf glänzten. Erst bei der Montage mit einem Adapter fangen die Scheiben an zu „eiern“ und müssen mit einem Werkzeug zurecht gedrückt werden. Dies habe ich nun schon mehrfach bei unterschiedlichen Scheiben mit unterschiedlichen Adaptern beobachtet. Wer also die Wahl hat sollte zur 6 Loch Nabe greifen, das spart Gewicht, weil man auf den Adapter verzichtet und erleichtert die Montage bzw. das schleiffreie Einstellen des Bremssattels.

Zur Testfahrt geht´s in die Vogesen

Gleich die erste Testfahrt hatte es in sich. Auf ruppigen Vogesenstraßen galt es gleich 2.700 Tiefenmeter zu bändigen. Nach dem obligatorischen Einbremsen, zeigten die Discstopper sofort ihre Vorteile. Gegenüber meinen felgenbremsenden Mitstreitern konnte ich deutlich später bremsen und dank besserer Dosierbarkeit kam ich auch schneller aus den Kurven. Dabei fühlte sich die Trickstuff-Kombination nochmals bissiger an als die Shimano BR-RS805, ohne an Dosierbarkeit einzubüßen. Das obligatorische Schleifgeräusch, wie ich sie nach längeren Abfahrten mit den heißen ICE Tech Rotoren kannte, verschwand gänzlich. Dafür war ein Gurgeln gerade bei langsamen Geschwindigkeiten, teilweise in steilem Gefälle zu bemerken. Dies kannte ich schon von meinem Piccola-Test, hatte ich es am MTB vermehrt an der Vorderradbremse, so trat diese Phänomen am Rennrad vermehrt an der Hinterradbremse auf. Dies ist auch nach etlichen Kilometern noch spürbar, mal mehr, mal weniger ohne die genaue Ursache zu kennen. Zwar leidet hier keineswegs die Bremsleistung, es klingt aber um es laienhaft auszudrücken „unsauber“. Trickstuff selbst beschreibt dies als einer Art „Stick-Slip-Effekt“ (Wechsel zwischen Haft- und Gleitreibung), bei dem die Beläge kurz an der Scheibe anhaften und dann wieder losbrechen. Zwar würde dieser Effekt sämtliche Bremsen, Beläge und Scheiben am Markt betreffen, für mich selbst war dies jedoch vermehrt bei der Kombination Dächle UL Scheibe mit Power Belag festzustellen. Hier kann das Experimentieren mit „Fremd“ Belägen  Abhilfe schaffen, wobei im Extremfall auch mal ein Sinterbelag helfen kann. Erwähnt sei, bei Trickstuff hat die Nutzung von Fremdbelägen keine Auswirkungen auf die Garantieleistung (Bei anderen Herstellern üblich!) Da mich die Bremse nach wie vor in Sachen Gewicht, Optik und Performance überzeugt, ist dies ein kleiner Wermutstropfen bei einem Produkt, das für mich nach wie vor den „Will-haben“-Effekt auslöst.

Zuerst Höhenmeter schruppen, dann der Bremse auf den Zahn fühlen

Fazit

Eine Saison lang hatte ich nun den Trickstuff-Bremssattel und -Scheibe im Test. Dabei gibt sich diese Kombination gleichermaßen unauffällig wie zuverlässig. Ich hatte niemals das Gefühl, die leichte Dächle UL Disc käme hier im Mittelgebirge des Schwarzwaldes oder der Vogesen an ihre Grenzen. Dabei konnte die Bremse gerade bei feuchten Bedingungen durch deutlich bessere Bremsleistung punkten. Zwar agierte auch die originale Ultegra BR-RS805 Bremse immer zuverlässig, doch eines konnte sie nicht: Betrete ich meine Werkstatt, strahlen mir die leuchtend blauen Bremssättel entgegen und ich hab schon ein fettes Grinsen im Gesicht, bevor ich überhaupt auf dem Rad sitze…das kann halt nur Trickstuff.

In den vergangenen Monaten hat nun selbst die UCI die (erneute) Freigabe für Discbremsen im Roadbereich  erteilte. Somit steht der Nachrüstung, egal ob Hobbyradler oder Rennfahrer, nichts mehr entgegen.

Was ihr dazu braucht:

C21 Flatmount Bremssattel—149,90

Dächle UL Scheibe—59€

Fittings—29€

Ggfls. ein entsprechendes Entlüftungskit

 

Und wer nun gerne nachrüsten möchte, aber noch keinen Flatmount Standard an seinem Rennrad, Crosser oder Gravelbike besitzt, der kann natürlich zum altbewährten C21 Bremssattel mit Postmount-Ärmchen greifen.

 

Happ ride

Euer

Daniel