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Test & Tech Talk

SQLab 612 Ergowave Active Carbon-#mehrbums durch Ergonomie?!

Mit dem #mehrbums durch perfekte Ergonomie sorgte SQlab mit ihrem Fahrradsattel für eine gleichermaßen polarisierende, wie auch schwer zu beweisenden Aussage. Es sei vorab gesagt, auch dieser Test des Ergowave Active Carbon wird diesen Nachweis nicht erbringen. Zwei Dinge sind jedoch nicht von der Hand zu weisen:

  1. Eine optimale Sitzposition auf dem Rad führt unweigerlich zu einem optimierten Kraftfluss, also zu #mehrbums. Hierzu bedarf es aber mehr als nur der richtigen Sattelwahl.
  2. Gerade im Ultralangstreckensport wird Ergonomie und Komfort zum entscheidenden Faktor. Wer beispielsweise in 12 oder 24 Stundenrennen mit Ermüdungserscheinungen und folglich auch mit Schmerzen kämpft, fährt definitiv nicht mehr die schnellsten Rundenzeiten, somit führt Ergonomie also zumindest zu #längerbums.

Somit war eigentlich klar, dass ich mich mit dem Wechsel auf die Ultralangdistanz nun mehr auch intensiv mit ergonomischem und komfortablem Material beschäftige, was wiederum zu diesem Test des SQlab 612 Ergowave Active Carbon führt.

Beim SQlab 612 Ergowave Active Carbon handelt es sich im das Topmodel der Modellreihe, welcher neben dem SQlab typischen Sattelstufenkonzept, den Ergowavemerkmalen, sowie der active-Satteltechnologie, auch über ein Carbongestell zur Gewichtsreduzierung verfügt.

Bevor man jedoch die Sattelwahl trifft, bedarf es erst einmal der richtigen Auswahl der Sattelbreite. Hier bietet SQlab den 612 Ergowave Active Carbon gleich in vier unterschiedlichen Breiten an. Die kostenlose „sit&fit“ Sitzknochenvermessung vor Ort hilft einem schnell und einfach die richtige Breite zu ermitteln. Ich selbst nutzte ein „vermiss-mich“ Set und ermittle meine Breite von zu Hause aus.

Wei das vermessen geht, siehts du in folgendem Video.

 

Spezifikation

612 Ergowave Active Carbon

Erhältliche Breiten 12, 13, 14, 15cm
Einsatzbereich Road & MTB
Länge 275mm
Gewicht 183, 184, 185, 189g
Streben Carbon 7×9,6mm
active Technologie Auswechselbare Elastomer soft, medium, hart ca26g
Max. Belastung 90kg
Preis 229,94€

 

Der 612 mit typischer Stufenform…
… und wechselbaren Elastomeren

 

Ich selbst entscheide mich für die 14cm breite Variante, gewogen liegt diese bei 210g inkl. Elastomer. Wer ein günstigeres Modell sucht, wird beim 612 Ergowave Active  fündig welcher bis auf die Carbonstreben, dieselben Technologien bietet und mit 149,95€ deutlich günstiger ist.

Erhältlich sind die SQlab Produkte im Fachhandel oder direkt im SQlab Onlineshop, welcher eine achtwöchige Geld-zurück-Garantie bietet, sollte der Sattel mal doch nicht passen. Wenn  man sich gerade mit seinem Hintern beschäftigt, sollte man auch gleich mal ein Blick auf die Radhose SQ-Short ONE12 werfen.

 

In der Hand

Der SQlab 612 Ergowave Active Carbon ist tadellos verarbeitet, die wechselbaren Elastomere befinden sich in einem separatem Fach, welches am Verpackungssheet angebracht ist. Aus dem Beipackzettel entnehme ich für die Elastomere den Härtegrad  Soft (weißes Elastomer), Medium (graues Elastomer) hart (schwarzes Elastomer). Gekennzeichnet sind diese jedoch nicht.

229,94€ kostet das Topmodel mit Carbongestell

 

Montage

Wie beschrieben, besitzt der SQlab 611 Ergowave Active Carbon die active-Satteltechnologie, welche ein Mitbewegen des Beckens ermöglicht, um somit die Bandscheibe und Facettengelenke zu entlasten. Diese Funktion wird durch dämpfende Elastomere gewährleistet, die zwischen Sattelgestell und Schale geklemmt werden. Wie intensiv die Dämpfung bzw. diese Bewegung ausfällt entscheidet der Härtegrad des Elastomers. Anhand der Gewichtstabelle im Beipackzettel stehen für mich nur Medium oder Hart zur Auswahl. Ich montiere sekundenschnell den grauen Elastomer, bevor ich den Sattel montiere. An dieser Stelle sei gesagt, die Elastomere lassen sich auch schnell und einfach wechseln, wenn der Sattel schon montiert ist! Für die nachfolgenden Sattelmontage empfiehlt SQlab einen Klemmbereich von mindestens 35mm. Da ich den Sattel zunächst am Roadbike teste, funktioniert dies mit der vorhandenen Stütze. Später am MTB habe ich jedoch nur Stützen mit Jochbeinklemmung verbaut, ob dies zu Problemen führt wird sich zeigen. Wie bei allen Carbonteilen gilt es natürlich das entsprechende Anzugsmoment zu berücksichtigen. Die Montageanleitung verweist auf das Anzugsmoment der Sattelstütze, welches max. 7Nm bei meinem Model beträgt.

 

Hier versteckt sich die wechselbare Dämpfung

Testfahrt

Eigentlich fühl ich mich schon beim ersten Aufsitzen wohl auf dem SQlab 612 Ergowave Active Carbon, muss aber im späteren Verlauf meiner Tour feststellen, dass ich permanent nach vorne rutsche und viel Stützarbeit mit Armen und Schultern verrichten muss. Mit der Erkenntnis, dass mir die empfohlene Sattelausrichtung mit waagerechter Nase und erhöhtem Heck so gar nicht taugt, beginne ich bei den nachfolgenden Ausfahrten sukzessive die Sattelnasen nach oben zu korrigieren. Nach zwei weiteren Ausfahrten, habe ich dann meine ideale Position gefunden. Bei den ersten längeren Ausfahrten im Frühjahr, muss ich bewußt nach mehrere Stunden aus dem Sattel gehen um Dammbereich und Rücken zu entlasten. Zwar verrichtet der SQlab 612 Ergowave Active Carbon seine Dienst unauffällig, eine Euphorie will sich zu diesem Zeitpunkt leider nicht einstellen. Wochenende für Wochenende sitze ich etliche Stunden auf dem Sqlab und bin flott unterwegs, allerdings #mehrbums bringe ich gefühlt  nicht aufs Pedal. Wer sich konzentriert, spürt wie der Sattel im Bereich der Sitzknochen dank den Elastomeren arbeitet. Ich wechsle  zwischen den Ausfahrten, zwischen dem grauen (medium) und schwarzen (hartem) Elastomer hin und her. Zwar ist das Dämpfungsverhalten angenehm spürbar, blind kann ich jedoch nicht sagen, welchen Härtegrad ich gerade unterm Hintern habe.

Die 14 definiert die Sattelbreite, welche mich optimal Stützen soll

 

Das Aha-Erlebnis nach 4 Wochen

Etliche Kilometer habe ich nun auf meinem SQlab 612 Ergowave Active Carbon abgespult, es ist mal wieder Zeit für einen Radwechsel. Ich nehme wieder auf meinem bis dato favorisierten Sattel Platz, den ich nun über Jahre an sämtlichen Bikes gefahren bin. Der Sattel passt, er tut nicht weh, aber ich muss erschreckend feststellen, dass er ansonsten auch so nix für mich tut. Hatte ich beim SQlab 612 Ergowave Active Carbon die dämpfende Stützfunktion meiner Sitzknochen wahrgenommen, so taumeln selbige nun frei in der Luft. Statt dämpfen und stützen sorgt mein schmaler Carbonsattel eher für eine seitliche Rutschbewegung meines Hinterns. In Kletterpassagen wird’s noch deutlicher: ich investiere Kraft, um meine Sitzposition zu halten, eine Stützende Wirkung vermisse ich gänzlich. Es folgt die Erkenntnis, dass dieser Lochsattel den Dammbereich nicht weniger schont als der geschlossen SQlab 612 Ergowave Active Carbon mit seiner Vertiefung. Rücken und Sitzprobleme stellen sich sogar früher ein. Nach 4 Stunden wünsche ich mir nun meinen SQlab zurück.

#längerbums

 

Zwischenfazit

Ich muss gestehen, der schwere und etwas klobig wirkende SQlab 612 Ergowave Active Carbon hatte mich zunächst als Racer wenig begeistert und die ersten Testfahrten waren dann ehr ernüchternd als begeisternd. Dennoch muss ich mir eingestehen, dass man sich an die Vorzüge des SQlab 612 Ergowave Active Carbon eher schleichend und unbemerkt gewöhnt und diese erst verstärkt wahrnimmt, wenn man wieder einen andern Sattel fährt. Die Floskel „Man weiß erst wie gut etwas ist, wenn man es nicht mehr hat“ trifft hier voll und ganz auf meine Erfahrungen zu. Zum jetzigen Zeitpunkt bin ich ganz klar der Auffassung, dass ich mit meinem leichten (alten) Carbonsattel in Rennen von ca. 2 Stunden nach wie vor gut zurecht komme. Sobald ich aber bei meinen 12 und 24 Stundenrennen am Start bin, habe ich mit dem SQlab 612 Ergowave Active Carbon klare Vorteile. Zwar habe ich auch dann nicht #mehrbums, aber durch das Hinauszögern von Ermüdungserscheinungen im Rumpf- und Rückenbereich bin ich länger in der Lage meine Kraft effizient aufs Pedal zu bringen und somit schneller. Davon bin ich sogar so überzeugt, dass ich aktuell überlege, meine beiden 24H Räder auch mit Sätteln von SQlab auszustatten. Hierzu muss sich der Sattel allerdings erst noch im Gelände bewähren. Gerade die Bewegungsfreiheit auf dem doch recht breiten Sattel in technischem Gelände gilt es noch zu testen.

 

Happy ride & #längerbums

euer

Daniel