Trickstuff

Wer später bremst ist länger schnell---Besuch bei Tr!ckstuff---

 

Dass man bei toMotion Racing rundum versorgt wird, wenn es um die sportliche Leistungsentwicklung geht, ist nun sicherlich kein Geheimnis. Doch neben dem Racing steht hier das gemeinsame Miteinander im Vordergrund, aus gemeinsamen Trainingsausfahrten sind innerhalb von einem Jahr Freundschaften entstanden, wie viel Spaß wir haben, zeigen etliche gemeinsame Aktivitäten. Was aber vielleicht die wenigsten wissen: mit einer Mitgliedschaft bei toMotion bekommt man auch Zugriff auf etliche Sponsoren, und das vom ersten Tag an. Neben technischem Support und natürlich auch entsprechenden Konditionen steht auch hier der persönliche Kontakt zu unseren Partnern im Fokus. Als ich also die Chance bekam, an einen Besuch bei der Firma Tr!ckstuff teilzunehmen, war ich natürlich Feuer und Flamme. Zum einen war Freiburg nun wirklich ein Katzensprung von mir entfernt, zum andern habe ich als Werkzeugmachermeister natürlich ein Faible für CNC-gefräste Schmuckstücke, wie sie eben bei Tr!ckstuff entstehen.

 

Es ist Freitag, 13.30 Uhr. In einer Wohnsiedlung in Freiburg biege ich auf einen kleinen Parkplatz ein. Die zarte Stimme meines Navis spricht:“Sie haben Ihren Zielort erreicht“. Ich muss erst zweimal hinschauen, bis ich das kleine Schild „Tr!ckstuff“ neben einem Garagentor entdecke. Ich meine das gar nicht despektierlich, wenn ich vom Erscheinungsbild einer Garagenwerkstatt sprechen: gerade in solchen Räumlichkeiten tüfteln und basteln die kreativsten Köpfe an den innovativsten Produkten. Da Tr!ckstuff wohl die kraftvollste (Direttissima) und leichteste(Piccola) Bremse am Markt fertigt, gibt mir dieser Eindruck mehr als recht.

 

Um diese Besichtigung so aufschlussreich wie möglich für mich und so unangenehm wie möglich für Klaus Liedler (Geschäftsführer von Tr!ckstuff) zu gestalten, erarbeite ich mir im Vorfeld einen Fragenkatalog, mit welchem ich, wenn möglich, Klaus intensiv quälen werde.

 

Angeführt von Andrea, betreten 8 Teammates und ich die überschaubaren Räumlichkeiten. Zwischen einer Sitzecke und zwei Schreibtischen empfängt uns Klaus Liedler. Sämtliche Mitarbeiter, in der Anzahl vier, plus die mitunter dienstältetste Dame aus der Buchhaltung, werden uns vorgestellt. Während die Werksbesichtigung eigentlich auf einen Blick erledigt ist - zwei Schreibtische für den Kundenservice, zwei Werkbänke für die Bremsenmontage, ein Teststand und ein Lagerregal nebenan - konzentriert sich Klaus eher darauf, uns Rede und Antwort zu stehen. Nun hat meine Stunde geschlagen, mit meiner Liste im Anschlag löchere ich gemeinsam mit meinen Kollegen über eine Stunde lang den Kopf hinter Tr!ckstuff. Hier bekomme ich Informationen, die gleichermaßen ehrlich wie erstaunlich sind.

Die Bremsen werden hier vor Ort lediglich montiert, im Regal liegen etliche Einzelteile in unterschiedlichen Eloxaltönen, die dann je nach Kundenwunsch individuell zusammengebaut und akribisch entlüftet werden.

 

Im Gegensatz zu anderen Bremsen findet man hier bei der Bremsenpumpe und der Bremszange keine gegossene Massenware, sondern Teile, die in Kleinserien-Einzelfertigung CNC-gefräst werden. Mir wird nun bewusst, welcher Fertigungsaufwand hier betrieben wird. Das zu bearbeitende Material ist in der Regel nicht spannungsfrei. Beim Zerspanen werden also Zerspankräfte in das Bauteil eingeleitet, zum andern werden aber auch Spannungen im Werkstoff freigesetzt. Hier gleichbleibende und reproduzierbare Fertigungsqualität zu gewährleisten, erfordert gleichermaßen „Know-How“, wie auch entsprechende Fertigungstechnologien. Genau das ist der Grund, warum Klaus seine toleranzrelevanten CNC-Teile ausschließlich in Deutschland, genauer gesagt an drei Fertigungsstandorten im Schwarzwald, fertigen lässt. Was ein Segen in Sachen Fertigungsqualität ist, ist im Umkehrschluss allerdings ein Fluch, wenn es um das Thema Fertigungskosten und Lieferzeiten geht. Wer in überschaubaren Stückzahlen produziert, muss sich nun mal den Lieferzeiten seiner Zulieferer unterwerfen. Zudem werden mögliche Fertigungsfehler erst bemerkt, wenn die ganze Charge schon gefertigt und die Ware an Tr!ckstuff geliefert wurde. Das hat in der Vergangenheit schon zu einigen Lieferverzögerungen geführt, was natürlich ärgerlich für den Endkunden ist, so die Aussage von Klaus. Unser Dialog geht über eine Stunde, geduldig steht uns Klaus Rede und Antwort, seine Mitarbeiter klinken sich bei jeder Möglichkeit in seine Ausführungen ein. Was ich noch alles für Informationen erhaschen konnte, lest ihr im unten aufgeführten Fragenkatalog.

 

Klaus führt uns weiter in den Lagerraum nebenan. Hinter dem lagernden Produktportfolie versteckt sich der hauseigene Bremsenprüfstand. Hier entstand das Video von der vermeintlich totgeglühten Tr!ckstuff-Bremsscheibe. Wer das Video noch nicht kennt, sollte es sich gleich mal anschauen:

 

Nach gut zwei Stunden ist die Besichtigung bzw. unser Dialog vorbei. Wir richten uns für eine gemeinsame Ausfahrt. Klaus beauftragt gleich drei seiner Mitarbeiter, uns eine schön Tour zu guiden. Absolut coole Aktion, Klaus!!! Danke an dieser Stelle an dich und deine Mitarbeiter. Nun ja, ob das nun eine Strafe oder ein Segen für die Drei war, mit uns Racern auf Tour zu gehen, werden wir wohl nie erfahren, sie ließen sich jedenfalls nix anmerken!!!

Und wer nun einen halben Tag länger auf seine Bremse warten muss, der möge es Klaus verzeihen - toMotion Racing ist daran schuld :-) Wir kurbelten 650 hm den Berg und Trail hinauf; es hatte gerade kurz vor Tourstart abgeregnet, dann kam die Sonne raus. Ein bombastischer Ausblick war die Belohnung für die erklommenen Höhenmeter.

Der bekannte „Canadian Trail“ forderte gleichermaßen Mensch wie Material, drückte uns aber ein fettes Grinsen ins Gesicht.

 

 

Ich möchte mich im Namen des Teams bei Klaus und seiner Crew für die Gastfreundschaft, die ausführlichen Schilderungen und die gemeinsame Tour bedanken. Wieder einmal endet ein toller Tag im toMotion Racing Team, dieses Mal ganz ohne Racing. Ich werde bald wieder bei Klaus auf der Schwelle stehen und mir einen Satz Tr!ckstuff- Bremsen ans Bike schrauben. Nicht nur, weil mich das Produkt überzeugen konnte, sondern vielmehr, weil ich nun die tollen Menschen, die Geschichte und den Spirit von Tr!ckstuff, erlebt habe.

 

Euer Daniel

 

Weitere Fragen an Klaus Liedler..

 

Sie verkaufen hochpreisige Bremsen, eher in überschaubarer Stückzahl. Wie viele Bremsen werden hier pro Jahr gebaut?

Klaus: Noch vor einem Jahr waren es 6 in der Woche, nun sind es 8 am Tag und wir kommen einfach nicht nach.

 

Neben Bremsen haben Sie auch eine 10fach-Kassette (4111) im Programm. Wird es da zukünftig noch was Neues zum Thema Antrieb von Tri!ckstuff zu sehen geben?

Klaus: Dieser Bereich ist so schnelllebig, zudem ist es sehr schwer, hier ein individuelles Produkt zu fertigen, welches sich von den Mitbewerbern absetzt. Daher wird hier nichts Neues kommen.

 

 

Sie haben die leichteste (Piccola) und wohl kraftvollste Bremse (Direttissima) in ihrem Sortiment. Was kommt als nächstes? Welche Gedanken sind zum Thema Bremsen aktuell in Ihrem Kopf?

Klaus: Ich habe noch eine Idee zu einer kraftvolleren Bremse im Kopf, allerdings bekam ich hierzu immer das Feedback, dass die aktuelle Bremspower vollkommen ausreichen würde. Allerdings haben wir nochmals unsere Beläge verbessert. Obwohl wir mit dem NG Belag Testsieger wurden, sind unsere neuen Beläge namens „Standard“ und „Power“ nochmals besser.

 

Sie geben bereitwillig Auskunft über das Kombinieren einer Tr!ckstuff-Bremse, mit Geberpumpen oder Bremssattel anderer Hersteller. Diese ist eine Offenheit, wie man sie bisher nicht kannte, andere Hersteller gestatten nicht mal die Verwendung von anderen Bremsbelägen. Wie kommt es zu dieser Ehrlichkeit gegenüber dem möglichen Kunden und wie ist es denn bei einem Garantiefall, wenn eine Trickstuff-Bremse mit einem Fremdprodukt kombiniert wurde?

Klaus: Wenn wir dem Kunden die Möglichkeit bieten können, unsere Teile mit denen anderer zu kombinieren, wieso sollten wir ihm das vorenthalten. Und sollte beispielsweise eine Dichtung am Bremshebel ausfallen, dann nehmen wir das auf unserer Kappe - das passiert dann sicherlich nicht, weil beispielsweise ein Shimano- oder Magura-Bremssattel verbaut wurde.

Mit was sind Sie selbst beim Thema Bremsen noch unzufrieden?

Klaus: Innenverlegte Bremsleitungen sind mir ein Greuel. Wir entlüften unsere Bremsen akribisch, um dem Kunden eine perfekte Bremsperformance zu bieten, und das erste, was er macht: er reißt sie auseinander und fädelt die Leitung durch den Rahmen. Mit der richtigen Technik ist das zwar kein Problem, aber hat man erst mal Luft im System, ist Entlüften im eingebauten Zustand aufwändig.

 

Wie lange sind die aktuellen Lieferzeiten für die Piccola und die Direttissima?

Klaus: die große Nachfrage hat uns erschlagen. Zudem hatten wir mit der einen oder anderen Zulieferung Probleme. Wir sind immer noch dabei, das alles aufzuarbeiten, hinken aber definitiv hinterher.

 

 

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