Saisonabschluss in Freudenstadt, Sahnetrails und ein roter Teufel

Saisonabschluss in Freudenstadt, Sahnetrails und ein roter Teufel

 

Es ist kaum zu glauben, wie die Zeit vergeht. Vor einem Jahr startete ich auf becomeapro mit meinem ersten Blogbeitrag vom Saisonabschlusstreffen am Chiemsee. Nun ist schon ein Jahr vergangen, die Saison ist rum und der obligatorische Abschluss findet dieses Mal in Freudenstadt statt. Organisiert wird das Ganze von meinem Mate Christian Ludewig, seines Zeichens Standortleiter Nordschwarzwald.

 

An dieser Stelle nochmal ein fettes Dankeschön für das pornöse Wochenende!

 

Freitag

 

Ich schlage Freitagmittag gegen 17 Uhr beim Hotel ein, Christian ist längst schon mit den Kollegen bei Schmuddelwetter auf eine erste Tour gegangen. Am Empfang werden wir schon erwartet. Ich checke ein und überbrücke die Wartezeit bis zum Abendessen mit einem entspannten Saunagang. Viele meiner angereisten Kollegen hatten dieselbe Idee, so dass wir beim Saunieren zusammen in das Wochenende starten.

Um 18 Uhr beginnt das gemeinsame Abendessen und der Speisesaal färbt sich blau. Gut 30 Nasen sind wir schon, morgen sollen weitere anreisen. Es wird sich begrüßt, getratscht, wir haben Spaß, das mehrgängige Menü trägt zusätzlich zur guten Stimmung bei. Ich selbst versuche dann am Dessertbuffet, die Übernachtungskosten wieder wett zu machen. „Mehrgangmenü“ bedeutet ja schließlich, dass man in mehreren Gängen zum Buffet laufen kann, oder?

Wir lassen den Abend mit netten Gesprächen und gefühlt 27 Litern Johannisbeerschorle ausklingen, voller Vorfreude auf die morgige Tour. Noch weiß keiner, was sich Christian für uns ausgedacht hat.

 

Samstag

 

Der Tag beginnt wie der gestrige endete: im Speisesaal. Es ist kurz vor 8 und ich bin Erster am Birchermüslipott. So richtig in die Gänge komm ich nicht. Ich bin wohl schon im Waschbärwinterschlafmodus, doch alle Zeichen stehen auf Radsport. Am Buffet gibt es sogar Rote- Bete-Saft. Zwar steht heute kein Wettkampf an (wie man sich doch täuschen kann), doch aus Jux gönnen sich Emma und ich ein Glas. Um dann nicht zu gesund zu frühstücken, gibt’s anschließend noch Rührei mit Speeeeeeeeeck. Danach wird noch ein Happy Birthday gesungen. Unser Nachwuchsfahrer Patrik wird heute 18, absolut geil, dass du diesen Geburtstag mit uns verbracht hast!

 

Anschließend geht’s zum Richten für die Bike Tour, ich bekomme wohl eine eigene Gruppe und muss vorab zur Besprechung. Zwei Tage lang hat‘s geregnet, heute ist zwar alles nass, aber die Wolken reißen auf, sodass wir lediglich von unten nass werden sollten.

 

Während sich an die 50 Fahrer im Hof versammeln, erklärt uns Christian die Aufgabe des Tages: Vier Teamführer bekommen je eine 4-5 Mann starke Truppe, dazu Kartenmaterial mit markierten Trails. Diese sind kategorisiert in unterschiedliche Schwierigkeitsgrade mit entsprechender Punktzahl. Ziel ist nun, mithilfe der Karte so viele Trails wie möglich zu finden und mit der kompletten Gruppe zu befahren. Bergab gibt’s die einfache Punktzahl, berghoch die doppelte. Jeder Trail darf aber maximal zweimal befahren werden, die Bundesligastrecke nur einmal. Wer Bundesstraßen nutzt, um auf schnellstem Weg die Trails zu verbinden, bekommt Punktabzug. Außerdem gibt es für jede Minute, die man nach 16.00 Uhr am Hotel eintrifft, 0.5 Punkte Abzug. Dafür gibt’s Bonuspunkte, wenn man Christian irgendwo im Wald entdeckt und ein Foto mit ihm schießt. Oder zusätzliche Trails befährt.

Wer denkt sich solch einen Schwachsinn aus? Absolut genial !

Als wir Gruppenführer das Hotel verlassen, tauchen wir ein in ein blaues Meer von Mountainbikern, alle voller Vorfreude auf diesen Tag, ein genialer Anblick. Gemeinsam rollen wir los, das obligatorische Fotoshooting für die Sponsoren steht an. An dieser Stelle ein fettes Dankeschön an alle Partner, die uns das Jahr über so unterstützen - ohne euren Support wäre vieles nicht möglich!

 

Nun werden die Gruppen zugeteilt und jeder entscheidet sich für eine andere Route, um die Trails abzuklappern. Wir selbst gehen gleich ins volle, fahren einen Trail mit 40 Serpentinen, denselben Berg wieder hinauf, um dann gleich die Bundesligastrecke zu befahren. Ich selbst bin immer noch bocksteif und wenig vital, beide Abfahrten fordern mich und ich geh hier und da mal (bewusst) vom Bike. Die jungen Wilden in der Gruppe ballern runter, als würden sie den ganzen Tag nix anderes tun. Erst als wir nur wenige Kilometer brauchen, um zum nächsten Trail zu kommen, wird mir bewusst, in welch engmaschigem Trailnetz wir uns hier befinden. Später erzählt mir Christian, dass sich Freudenstadt bewusst dazu entschieden hat, ein nummeriertes Trailnetz für Mountainbiker zu schaffen, auf dem die 2-Meter-Regel ausgesetzt wird, dafür aber jeder Trail mit Richtung und Höhenmetern beschildert ist. Wir fahren von einem Trail zum nächsten, mal hoch, mal runter, mal beides. Gegen 13.30 Uhr treffen wir uns in einem Ort zum perfekt organisierten Mittagessen. Andrea hält dort Fahrradschlösser und Wechselkleider bereit, es ist wirklich für alles gesorgt.

Während des Essens studieren wir das Kartenmaterial und legen die Route für den Mittag fest. Gleich als erstes steht ein Serpentinentrail bergauf im Plan. Eine ungeile Idee direkt nach dem Essen, aber was soll‘s. Bei mir in der Gruppe ist Sven Rothfuß, ein unscheinbarer, drahtiger Kerl mit ruhigem Gemüt und roter Mähne. Setzt man ihn auf ein Bike, eskaliert der Typ aber gänzlich - in Münsingen nahm er mir 20 Minuten ab, war einer der erfolgreichsten Fahrer dieses Jahr im Team und nun darf ich vollgefressen eine Serpentinenrampe mit ihm erklimmen…

Ich trigger meine Eagle, 34-50 ist eingelegt, in den Kurven hebt sich das Vorderrad, ich bin froh überhaupt vorwärts zu kommen. Wisst ihr eigentlich, wie arschlochmäßig es sich anfühlt, wenn ein rothaariges Streichholz, fahrtechnisch versiert, mit mehr als 400 Watt so einen Trail vor euch hochballert? Ich selbst bin zumindest froh, erst in den letzten zwei Serpentinen vom Bike zu müssen. Ausgepumpt komm ich oben an, auf dem folgenden Flowtrail haben wir wieder gemeinsam Spaß.

Wir klappern drei weitere Trails ab, entschließen uns dann aber dafür, frühzeitig am Hotel zu sein, um dort noch Trails zu suchen, anstatt Minuspunkte für das Eintreffen nach 16 Uhr zu kassieren. Eigentlich hatten wir uns auf ein flaches Heimrollen eingestellt, bis Sven (der Rotschopf mit der Duracel im Hintern) meinte: Daniel, da vorne gibt’s eine Strava KOM. Ich musste zweimal hinschauen, um zu erkennen, dass die Steinmauer vor mir eigentlich ein Radweg ist. Diesmal wollte ich mir keine Blöße geben. Die zwei Jungspunde Sven und Simon drücken die Rampe hoch, ich fest entschlossen, mich gegen die totale Vernichtung zu wehren. Als wir am Überhang ankommen, greife ich auf der Suche nach Magnesium-Chalk in meiner Trikottasche ins Leere. Mir wird bewusst, wir sind gar nicht beim Sportklettern, sondern immer noch beim Radfahren. Stupide drücke ich weiter, verliere zwar einige Meter, zeige aber dem Alter entsprechend eine angemessen Leistung. Sven ist von nun an mein roter Teufel, er hat Spaß mir weh zu tun. Ich schlage ihm vor, unser Battle ans abendliche Buffet zu verlegen, gefühlt habe ich da bessere Chancen.

Wir rollen zum Hotel, klappern dort noch zwei weitere Trails ab und sind die erste Gruppe, die um 15.50 Uhr am Hotel ist. Zusätzliche Kilometer würden uns zwar noch Punkte bringen, aber zumindest Dennis und ich haben die Schnauze voll. Wie sich später heraus stellt, haben wir mit 56 km und 1300 hm eh die größte Distanz zurückgelegt. Wer aber nach Punkten gewinnt, war bis dato völlig offen.

Ein Saunagang wärmt die kalten Knochen, um 18 Uhr geht’s ans Buffet. Wohlgesättigt versammeln wir uns im Konferenzsaal des Hotels. Nun beginnt der offizielle Teil, bei dem Andrea die Saisonergebnisse mit uns bespricht:

 

72 Siege, darunter 2 Deutsche Meistertitel, 1 Europameistertitel und 1 Vizeweltmeistertitel

 

180 x Top 3

 

342 x Top 10

 

Es folgt eine Bildershow über den Saisonverlauf, wir diskutieren über mögliche Teamrennen der kommenden Saison, gemeinsame Trainingslager, Fahrtechnikcamps sowie über unsere aktuelle Teambekleidung. Nachdem wir nun auch noch die besten Fahrer und Fahrerinnen der teaminternen Wertung gefeiert haben, folgen die Ergebnisse des heutigen Trailhoppings. Sven, der rote Teufel, hat uns tatsächlich zum Sieg geführt. Wieder einmal hat sich die Quälerei gelohnt: als Siegpreis gibt’s einen 1000 g Eimer mit blauen Haribo Schlümpfen - sehr trefflich, haben wir doch den Wald in Freudenstadt, wie die Schlümpfe, am heutigen Tag auch blau gefärbt. Mit fortlaufender Zeit lichtet sich der Konferenzraum, der harte Kern bleibt bis halb eins, ich freu mich auf mein Bett.

 

Sonntag

 

Es ist Sonntag, Petrus wollte uns wohl nur diesen einen „guten Tag“ zugestehen. Es regnet und meine Motivation, mich heute nochmals auf der Bundesligastrecke und dem 40 Serpentinen Trail zu beweisen, sinkt gegen Null. Glücklicherweise sehen das die anderen Teammates ähnlich. Wir beschließen, das Frühstück auszudehnen und noch die gemeinsame Zeit zu genießen. Gegen 10 Uhr verlassen wir Freudenstadt, mit einem tollen Erlebnis, viel Vorfreude auf die Rennsaison 2018 und dem Drang, nochmals hier einzuschlagen, um die Trails so richtig abzurocken - selbstverständlich mit Christian und dem roten Teufel.

 

Happy ride

 

Euer

 

Daniel

 

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