Das was uns antreibt

Das was uns antreibt

 

Es ist August 2016, ich entschließe mich, ab kommender Saison dem toMotion Racing Team beizutreten. Es ist September 2016, Andrea (Teamchefin) hat mir ganz schnell noch ein vorrätiges Trikot zukommen lassen, so dass ich meine letzten beiden Saisonrennen mit dem M auf der Brust bestreiten kann. Nun stehe ich im Startblock des Schwarzwald Bike Marathons. An einem herrlichen Herbsttag freue ich mich auf die anstehenden 90 Kilometer. Nach zwei Stunden Renndauer leuchtet ein erstes blaues Trikot vor mir auf. Noch vor vier Wochen waren die „Schlümpfe“ (toMotion Teamfahrer) Kontrahenten, die ich „packen“ wollte - jetzt sind es plötzlich Teamkollegen. Auf den ersten Teammate aufgefahren: mit einem kurzen Nicken und dem Verweis, sich an mein Hinterrad zu klemmen, kämpfen wir nun zu zweit weiter. Gut 30 Minuten später gesellt sich ein weiteres blaues Trikot von vorne dazu. Ich habe nun Michael und Norbert im Schlepptau, zu diesem Zeitpunkt weiß ich rein gar nix über diese Jungs. Komischerweise scheint man mich schon zu kennen, was mich zunächst irritiert. Wir kämpfen uns gemeinsam durchs Rennen, verlieren uns wieder und treffen uns anschließend im Ziel. Man umarmt sich euphorisch, freut sich über den tollen Renntag, albert gemeinsam rum und irgendwann kommt dann die Frage: wer bist du überhaupt, wo kommst du her? Ich stelle mich vor, doch man gibt mir schon jetzt das Gefühl, Namen sind hier Schall und Rauch. Du trägst das M auf der Brust, also gehörst du dazu, wir freuen uns mit dir und wir haben mit dir zusammen gelitten. „Wir sind Teammates, danke für das gemeinsame Rennen“ beschreibt die Stimmung zu diesem Zeitpunkt.

 

Gut drei Wochen später steht der Saisonabschluss mit der Albgold Trophy auf dem Programm. Schon vor dem Start werde ich von einem Schlumpf angehauen: „Hi, ich bin der Christian, kann ich deine Flasche haben?“---„ Ähm, ich bin der Daniel, für was?“ Christian, der selbst nicht starten kann, stellt sich an die Strecke, um seine Teammates zu verpflegen. Da er mich nicht kennt, kläre ich ihn auf: “Du, Christian, ich fahre in der Gammelfleisch 1 Klasse. Ich komme erst spät bei dir vorbei und gewinne keinen Blumentopf“. Auch hier ist sein Statement eindrücklich: es ist schnurzpiepegal - dem Kollegen in der Spitzengruppe wird genauso die Flasche gereicht wie dem Gammelfleisch 1, welches gut 30 Minuten später kommt, denn du bist Teil des Teams.

 

Diese letzten Eindrücke der Rennsaison 2016 lassen die Vorfreude auf 2017 steigen. Trotzdem weiß ich noch nicht so recht, wo ich das toMotion Team und vor allem mich selbst, darin einordnen soll.

 

Um das Ganze besser zu verstehen, melde ich mich für den Teamabschluss im Chiemgau an (mein erster Blogbeitrag auf becomeapro erscheint). Die Leute besser kennen zu lernen sollte mir helfen, meinen Platz zu finden - lässt mich dann aber eher noch mehr grübeln. Wie sich nämlich herausstellt, kommen über 40 Teilnehmer in den Chiemgau. Verdammt großes Team, denke ich zu diesem Zeitpunkt- dabei sind es gerade mal ein Drittel der Teammitglieder. Ein Rennteam mit 120 Mitgliedern, wie soll das funktionieren, kann es das überhaupt? Und was treibt diese Leute an? Von den Rennerfolgen einiger Weniger kann doch nicht das ganz Team zehren, oder doch? Das Abschlusstreffen im Chiemgau sollte mich aufklären, dachte ich zumindest. Das Chaos wurde jedoch noch größer, als ich nach einem herzlichen Empfang feststellen musste, dass ein Großteil der Teammates kaum oder gar keine Rennen fährt.

 

Somit haben wir ein 120 Mann starkes Rennteam, ohne Rennfahrer und mich mitten drin!? Es braucht gut vier weitere Monate, bis ich verstehe, was ich damals eigentlich erlebt habe.

 

Ich lernte René kennen, der als Guide auf seinem E-Bike im B+ Format unterwegs war, oder Oliver Kaden, ambitioniert unterwegs im Mountainbike Orienteering, Enduropiloten, genauso wie Kilometerfresser Ralph Nöth und noch viele mehr. Dass der Radsport viele Facetten hat, war mir bewusst, viele davon aber in einem Team vorgelebt zu bekommen, ist schon außergewöhnlich und eine unglaubliche Bereicherung.

 

Doch was treibt diese Menschen alle in ein und dasselbe Team, fragte ich mich erneut?

 

Natürlich möchte ich auch die tatsächlichen Tretschweine nicht unterschlagen. Sabine Loacker zum Beispiel, die mal ganz „Loacker“ den WM Titel im 12H, 2er Team geholt hat; Anja Knaub, die dasselbe als Solo-Dame erreicht hat. Die kleine, französische Lehrerin Danièle Troesch (französische Marathonmeisterin) oder Max „MaXalami“ Friedrich, der nicht nur Rennen gewinnt, sondern sich auch über jeden Plattfuss freut (*weil er ihn mit seiner MaXalami flicken darf). Das Ehepaar Trebing, die im Synchronflug Erfolge feiern, oder die „fressfaulen“ Fahrer vom Standort Nordschwarzwald rund um Sven, Christian und David (der Energieriegel im Trikot ist breiter als der Fahrer!).

Aber dass das ganze Team von den Erfolgen der Wenigen zehrt, zweifle ich noch immer an.

Was treibt also diese unterschiedlichen Charaktere zu toMotion Racing?

 

Nun, es sind wohl viele Faktoren, die letztendlich immer im selben Punkt zusammen laufen. Zum einen sind es sicherlich die vielen Standorte innerhalb Deutschlands. Das Zentrum bildet der Standort Lindau, weitere satellitenartige Standorte wie Rhein-Main, München, Süd-Schwarzwald, Nordschwarzwald und Schwäbisch Alb bilden ein Geflecht von Adern über mehrere Bundesländer hinweg und Bilden jeweils ein Anlaufstelle für alle Radsportaktiven.

 

Der Puls des Ganzen ist aber Andrea Potratz.

 

Sie ist gleichermaßen Kopf wie Herz dieser Institution. Mit viel Unterstützung hat sie dieses Team um ihre Familie herum behutsam aufgebaut. Mit den vielen Standorten bietet sie jedem die Chance, in dieses Team zu kommen.

 

Dabei hat jeder die Freiheit, den Sport innerhalb des Teams so auszuleben, wie er möchte: es ist egal ob du nu ne Trainingsgruppe suchst, an deiner Fahrtechnik arbeiten willst, an einer der zahlreichen Evenst teilnehmen möchtest, ne Albencross planst oder aktiv Rennen fahren willst. Jeder gehört dazu und jeder bekommt vom ersten Tag an das Gefühl, „am richtigen Ort angekommen zu sein“. Jeder hat die Chance, sich innerhalb des Teams weiter zu entwickeln. Dabei gilt aber: „Alles kann, nix muss“.

 

Dabei könnte die Aufgabe nicht schwieriger sein, jedem die Möglichkeit zu bieten, sich individuell im Sport auszuleben, aber gleichermaßen Einigkeit, Integration und einen gemeinsame Teamgeist vorzuleben.

 

Mit Andrea Potratz habe ich einen Menschen kennen gelernt, dem dies in bewundernswerter Art und Weise gelingt - und das ist wohl auch der Grund, warum es immer mehr Menschen in dieses Team zieht. Natürlich ist es einfach, mich und mein Team selbst zu beweihräuchern und jedes Team behauptet sowieso, es sei das Beste. Genau deshalb hat jeder die Chance, sich vom Virus „toMotion Racing“ infizieren zu lassen.

 

Wendet Euch einfach zum Reinschnuppern an den Standort in Eurer Nähe http://www.tomotion-racing.de/standorte.html

 

Oder besucht uns bei einem unserer jährlichen Events

 

http://www.tomotion-racing.de/kalender.html

 

Ich hab zu Beginn dieses Beitrags die Frage gestellt, was uns alle antreibt. So bin ich jetzt der Überzeugung, dass es nicht die Rennerfolge der Einzelnen sind, sondern die Menschen, die das Team zum „Team“ machen, die einem das Gefühl geben, „angekommen“ zu sein. Es ist egal, wer du bist - du hast das M auf der Brust und bist einer von uns.

Mit der Teampräsentation am vergangenen Wochenende haben wir diesen Spirit wieder gemeinsam vorgelebt. Ich hatte unglaublichen Spaß mit den Teamfahrern, der Teamleitung und unseren Sponsoren.

 

Ich freue mich auf ein tolle Rennsaison 2017, aber noch viel mehr auf die Zeit mit tollen Menschen in diesem Team.

 

Wir stehen zusammen und wir fallen zusammen (Will Smith badboys2)

 

*und wenn der Max seine MaXalami in einen kaputten Reifen steckt, ist das hier gemeint

http://www.maxalami.de/de_DE/

 

 

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